Wie entsteht eine wahre und wirkliche Beziehung zur Klasse und welcher Art ist diese Beziehung?
Last updated
Was this helpful?
Last updated
Was this helpful?
So manches Mal hatte ich während meiner langjährigen Lehrtätigkeit das Gefühl, mehr die Rolle eines „Dompteurs“ einnehmen zu müssen, als meiner pädagogischen Aufgabe nachkommen zu können. In meinen daraus resultierenden Fortbildungen erfuhr ich von der möglichen Rolle des liebevollen Begleiters der nur die richtige Lern-Umgebung mit Lernmaterialien aller Art bereiten müsse. Dies überzeugte mich auch nach vielen aktiven Umsetzungsversuchen nicht wirklich und so blieb ich lange eine Suchende, mit vielen pädagogischen Fragen.
Schließlich lernte ich bei Rudolf Steiner wie bei Heinz Grill eine Pädagogik kennen, die mir die Möglichkeit gab, mein Lehrerdasein in ganz neuem Lichte zu sehen
Heinz Grill schreibt:
„Kann der Lehrer eine Autorität besitzen und doch in vollkommen freilassender Führungskraft und Überzeugung auf seine Mitmenschen wirken?“
Auf den ersten Blick könnte man beim Lesen dieser Frage gleich meinen, dass „freilassend“ und „Führungskraft“ sich doch widersprechen müssten. „Freilassend“ wird sehr gerne mit Laissez-faire in Verbindung gedacht, „Führungskraft“ mit Autorität nach altem Stil.
Heinz Grill beantwortet diese Frage so:
„Sicherlich ja, wenn er (der Lehrer) sein Bewusstsein zu einem wahren Gedanken mit einer objektiven Wahrnehmung entwickelt hat.“
Um diesen Gedanken zu entschlüsseln ist folgendes zu überlegen: Jeder Mensch trägt die Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens in sich. Wenn der Gedanke über das Gefühls- und auch über das Willensleben hinaus eine vorrangige Stellung innehat, entsteht eine gute Ordnung im Seelenleben. Pflegt also der Pädagoge ein gutes logisch aufgebautes Denken, wie ein bewusstes Wahrnehmen, dann gestaltet sich auch sein Empfindungsleben intensiv, geordnet und differenziert.
Das heißt: Geht der oder die Unterrichtende beim Thema, das sie oder er den Kindern nahebringen möchte/muss von einem übergeordneten Gedanken aus und baut die aufeinanderfolgenden Unterrichtseinheiten in diesem Sinne logisch auf, entsteht durch diese, vom Unterrichtenden geleistete, bewegte, regsame Bewusstseinsarbeit auch für die Kinder die Möglichkeit, tiefer in das Themengebiet einzutauchen und sie können damit ein besseres Verständnis wie auch zukünftige Ideale gewinnen.
Ohne führende Gedanken bliebe die oder der Unterrichtende nur ein Stoffvermittler. Einen universal gültigen Gedanken zum Thema zu finden, wird nicht immer leicht sein, gelingt es aber, belebt und beseelt es die Erziehenden wie die Kinder, gemeinsam werden sie mit größerer Beziehungsfreude zum Thema hinblicken. Die Schülerinnen und Schüler bekommen damit auch die Möglichkeit den Unterrichtenden klar, geordnet und kreativ (dies stellt sich oft als „Geschenk von oben“ ein – mit guten Einfällen) zu erleben und werden sie oder ihn in Folge mehr als natürliche Autorität empfinden, was in weiterer Folge dem Unterricht eine gewisse Entspanntheit schenkt.
Wer gut in der Gedankenbildekraft gegründet ist, gewinnt eine natürliche Stabilität und kann aus dieser heraus den verschiedenen Anforderungen der Zeit begegnen. So wird eine freilassende und doch klare, mutige Führung, wie aktive Gestaltung möglich.
Ich darf durch diese Art Vorbereitung auf ein freudiges, zufriedenstellendes, lebendiges Arbeiten zurückblicken.
geschrieben von Moni