Wie wird die Klasse ruhiger?
Übung in der Klasse zur Ruhe und Konzentration
Innere entwickelte und gute Empfindungen wirken stabilisierend auf das menschliche Leben. Sie spenden eine beruhigende Kraft und wirken der Zeitkrankheit der Nervosität entgegen. Heinz Grill: Das Wesensgeheimnis der Seele S228
Immer wieder erlebt man als Lehrer in seiner Klasse nervöse Kinder, die sich nur sehr schwer konzentrieren können, Kinder die durch unterschiedlichste „Kränkungen“ allerlei auffällige Verhaltensweisen an den Tag legen.
Heinz Grill beschreibt einen Bergsteiger, der sich in einer kritischen Situation befindet und in eine nervöse Stimmung kommt. Er kann sich jener Methode hingeben, die ihn wieder in einen besseren Zusammenhang mit seinem Körper führt und ihn wieder Sicherheit finden lässt, indem er die Aufmerksamkeit auf bestimmte Tritte und Griffe richtet, die er mit besonders bewusster Wahrnehmung erspürt.
Der oben genannte Gedanke und dieses Beispiel brachten mich auf die Idee, jeden Morgen, rhythmisch wiederholend, mit Ton einfache, elementare Formen zu plastizieren. Ich begann mit der Kugel, als Urform alles Lebendigen um den Kindern neben der Freude auch noch eine beruhigende Kraft und Stabilität zu bringen.
Um die angestrebte Wirkung dieses Arbeitens zu unterstützen, ist ein genau geplanter Ablauf vom Austeilen des Tons über das gemeinsame Arbeiten, bis hin zum wieder Einsammeln und Hände waschen nötig.
Die Kinder dürfen den handgroßen, schön feuchten Ton, der nun in ihren zu Schalen geformten Händen liegt, erst dann bearbeiten, wenn jedes Kind seine Portion erhalten hat und auch der Lehrer seinen Tonkloß in die Hände nimmt, als Zeichen des Beginns.
Eine weitere goldene Regel für dieses plastische Üben ist: “Der Mund schweigt, während die Hände arbeiten!“
Der Lehrer achtet beim gemeinsamen Arbeiten mit den Kindern auf seine eigene aufrechte Haltung, so wie auf guten Bodenkontakt seiner Füße – alles regt zur Nachahmung an!
Geformt wird, indem man mit beiden Händen den Tonkloß umschließt und ihn mit den beiden Handballen kräftig zusammendrückt. Dabei dreht man ihn stets, um den Druck gleichmäßig zu verteilen.
Die deutlich spürbare Ruhe, bis hin zu einem Wohlbehagen das sich ausbreitete, bestätigte, dass diese Forderungen durchaus Berechtigung haben.
Meine Beobachtungen:
Die ganze Aufmerksamkeit – und nun das Erstaunliche: aller Kinder – war auf diese rhythmische Bewegung des abwechselnd Drückens und Drehens, auf das Empfinden der langsam entstehenden Rundungen, auf die weiche, feuchte Konsistenz des Tons gerichtet. Jede Unebenheit wurde ertastet und wurde drückend ausgeglichen, sodass die Tonmasse sich immer mehr zur Kugel rundete. „Manchmal sehen die Hände besser als die Augen“ – mit dieser Idee durften die Kinder auch eine Weile mit geschlossenen Augen formend arbeiten. Die Wahrnehmung zur entstehenden Kugel und der Eifer, jede Unebenheit mit dem Daumen streichend auszugleichen, wuchsen weiter.
Zum Abschluss gaben wir uns im Kreis die Kugeln von Hand zu Hand rhythmisch bewegend weiter, bis jede Kugel bei ihrem rechtmäßigen „Schöpfer“ wieder angekommen war. Wie groß war das Erstaunen über die unterschiedlichen Wärmegrade der vorüberziehenden Kugeln.
Besonders fruchtbar erwies sich, an diese Übung gleich eine gedankliche Arbeit anzuschließen. Lebendiger gedanklicher Austausch zum Sachunterricht, sprachliche wie rechnerische Übungen konnten nun gut folgen.
geschrieben von Monika
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